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Formen der Inhaltsanalyse nach Mayring

Analyseformen nach Mayring

Je nachdem, ob ein induktiver oder deduktiver Analyseweg eingeschlagen wird, lassen sich mit Mayring drei Modi der Inhaltsanalyse differenzieren. Dabei handelt es sich um die Zusammenfassung als Prozess induktiver Kategorienbildung, die Explikation als enge und weite Kontextanalyse und die Strukturierung als Prozess deduktiver Kategorienbildung. Auch wenn vereinzelte Unterschiede bestehen, folgen alle drei Formen einem ähnlichen methodischen Muster.

Zusammenfassung und induktive Kategorienbildung

Erfahrungsgemäß dürfte die am häufigsten in Bachelor-, Master- oder Doktorarbeiten genutzte Form der Inhaltsanalyse nach Mayring die Zusammenfassung sein. Das Ziel der Zusammenfassung besteht darin, die für die Fragestellung relevanten Inhalte eines Textes, zum Beispiel eines Experteninterviews, so weit zu reduzieren, dass nur die wesentlichen Informationen verbleiben. Sämtliche Ausschmückungen, Einschübe, thematischen Abweichungen etc. werden dabei im Rahmen der Inhaltsanalyse entfernt. Die Zusammenfassung stützt sich bei diesem Prozess fast ausschließlich auf den zu analysierenden Text, sodass dabei eine induktive Analyse zum Einsatz kommt. Mayring schlägt für die Zusammenfassung vor, das Ausgangsmaterial in mehreren Schritten zu reduzieren, um die wesentlichen Inhalte herauszuarbeiten. Dabei spielen die Paraphrasierung, die Bündelung und die Integration einzelner Textpassagen sowie die Selektion von Wesentlichem und das Streichen von Unwesentlichem eine zentrale Rolle.

Explikation und Kontextanalyse

Während bei der zusammenfassenden Inhaltsanalyse nach Mayring die Reduktion des Ausgangsmaterials zum Herausarbeiten der wesentlichen Inhalte im Vordergrund steht, ist die Arbeitsrichtung der Explikation entgegengesetzt. Das Ziel der explikativen Inhaltsanalyse besteht darin, eine Textpassage verständlich zu machen bzw. zu erläutern. Hierfür wird zunächst wiederum induktiv vom Material ausgegangen, indem die zu explizierenden Textstellen identifiziert werden. Dann schließt sich die Kontextanalyse an, im Zuge derer andere Stellen aus dem gleichen Material identifiziert werden, die über den Kontext mit der zu explizierenden Textstelle das Verständnis erhöhen (enge Kontextanalyse). Sind keine solchen erläuternden Stellen auffindbar oder reichen sie nicht aus, um das Analyseziel zu erreichen, schließt sich die weite Kontextanalyse an, bei der zur Explikation auf Material des gleichen Autors, der gleichen Zeit oder allgemein eines ähnlichen Kontextes zurückgegriffen wird.

Strukturierung und deduktive Kategorienbildung

Die Strukturierung stellt möglicherweise die anspruchsvollste Form der Inhaltsanalyse nach Mayring dar. Zunächst gilt es, sich für die Forschungsfrage einen genauen Überblick über die bereits bestehenden Kenntnisse zu verschaffen und auf diesem Weg deduktiv Kategorien des schon vorhandenen Wissens abzuleiten. Das entstandene Kategoriensystem dient dann als Strukturierungshilfe für das zu analysierende Textmaterial, indem einzelne Textbestandteile den deduktiv gebildeten Kategorien zugeordnet werden. Auch die strukturierende Inhaltsanalyse nach Mayring folgt einem streng formalisierten Vorgehen:

  1. Festlegung deduktiver Kategorien: Ausgehend vom aktuellen Kenntnisstand zur Forschungsfrage werden Kategorien abgeleitet.
  2. Ankerbeispiele/Ankerzitate: Vor der Analyse des eigentlichen Textmaterials werden konkrete Textstellen festgelegt, die unter eine der deduktiven Kategorien fallen sollen. Sie dienen als Zuordnungsbeispiele.
  3. Formalisierung der Codierung: Oft wird es zu inhaltlichen Abgrenzungsproblemen zwischen einzelnen Kategorien kommen. Diese werden gelöst, indem in Form von Codierregeln genau festgelegt wird, wann eine Textstelle der einen oder der anderen Kategorie zuzuordnen ist.